„Die Orgel ist die Seele des Gotteshauses!“
(Andreas Jakober, ehemaliger Pfarrer von St. Gilgen)
Die Faistenauer Kirchenorgel wurde 2018 von Orgelbaumeister Alois Linder aus Nußdorf am Inn geschaffen. Sie weist 18 Register mit 196 Holzpfeifen und 764 Metallpfeifen auf, von diesen stehen 31 Zinnpfeifen sichtbar als Principal im Prospekt. Alois Linder übernahm 82 Pfeifen aus der 1949 errichteten alten Faistenauer Orgel, die aber aus viel früherer Zeit stammen, nämlich aus dem Jahre 1863, damals von Matthäus Mauracher d.Ä. angefertigt. Die Traversflöte ist noch älter und erklang offenbar schon 1825 in der Faistenauer Karl Mauracher-Orgel. Das Gehäuse der neuen Linder-Orgel besteht aus massiver Eiche in Rahmen- und Füllungsbauweise, die Tasten der Spielanlage sind mit Bein und Ebenholz belegt.
I. Manual (56 Tasten)
Principal 8' (Zinn, 85%)
Tibia 8' (22 Pfeifen von 1863)
Gamba 8'
Octav 4'
Traversflöte 4' (24 Pfeifen von 1825)
Superoctav 2'
Quint 1 1/3' (Vorabzug aus der Mixtur)
Mixtur III–IV 1 1/3'
II. Manual
Copel 8' (12 Pfeifen von 1863)
Salicional 8'
Gemshorn 4'
Nasard 2 2/3'
Doublette 2' (24 Pfeifen von 1863)
Terz 1 3/5'
Tremulant
Pedal (30 Tasten)
Subbaß 16'
Oktavbaß 8'
Choralbaß 4'
Fagottbaß 8'
Koppeln als Tritte
I–Pedal, II–Pedal, II–I.
Wege zur Qualität
Die alte Max Dreher-Orgel galt seit ihrer Errichtung als mangelhaft, da sie im Jahre 1949 nur aus minderwertigem Nachkriegs-Material, ohne Gehäuse, zusammengestellt worden war. Nach mehreren Anläufen, die sprichwörtliche Orgel-Misere in Faistenau zu beenden, wurde schließlich im Herbst 2012 begonnen, ein realisierbares Konzept zu entwickeln, um das bestmögliche Instrument für unsere Kirche zu erhalten. Mitgewirkt dabei haben u.a. Mag. Michaela Aigner, dann der ranghöchste Organist der Erzdiözese Salzburg, Domorganist Prof. Dr. Heribert Metzger, und Dr. Gerhard Walterskirchen, allesamt damals Mitglieder der Orgelkommission der Erzdiözese Salzburg. Im Zuge dieser Vorbereitungen gründete Matthias Klaushofer ein Faistenauer Personenkomitee, um die Vorschläge der diözesanen Orgelkommission in die Tat umzusetzen. Drei Jahre dauerte die „Findungszeit“, nach der das Komitee entscheiden konnte, welchen der fünf dafür in Fragen kommenden Orgelbauer den Auftrag erhalten sollte.
Zum Komitee gehörten (im Bild v.l.) Wolfgang Ebner, Josef Resch, Roman Schmeißner, Mag. Michaela Aigner, Pfarrer P. Clement Temba, Matthias Klaushofer und Florian Klaushofer.
Finanzierung
Nachdem im April 2015 der Orgelbau-Vertag - in Zusammenarbeit mit dem Kirchenmusikreferenten Armin Kircher († 2015) - unterzeichnet worden war, startete das Faistenauer Orgelkomitee mit dem Sammeln von Geldern. Die Finanzierung des kostspieligen Vorhabens sollte nicht aus Mitteln des ordentlichen Haushalts der Pfarre Faistenau erfolgen. 2018 konnte bilanziert werden, dass die neue Linder-Orgel finanziert und bezahlt war. Das Aufkommen setzt sich zusammen aus:
Sanierung der Empore
Im Sommer 2017 begannen freiwillige Helfer, die alte Orgel abzubauen und das Tragwerk der Empore freizulegen, das aus der Zeit um 1693 stammt. Dabei stellte sich heraus, dass drei Tragbalken abgefault waren und die Empore nicht mehr stabil war. In den folgenden Monaten wurden daher nicht sichtbare Stahlträger eingezogen, um ihre Tragkraft wieder herzustellen. Auf den neuen Trägern und Leimbindern konnte ein absolut waagrechter Lärchenboden verlegt werden, der für die Aufstellung der Orgel und dem Anbringen von Podesten für den Chor wichtig ist. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden auch die Elektroleitungen erneuert, außerdem konnte hinter der Orgel ein Turmzimmer als Notenarchiv eingebaut werden.
Ankunft der Orgel
Am 5. Juni 2018 traf die Linder-Orgel mittags bei Glockengeläute auf dem Faistenauer Dorfplatz ein. Die Belegschaft der Orgelbaufirma wurde unter der 1000-jährigen Linde feierlich begrüßt, unter anderem von Pfarrer P. Clement Temba, Bürgermeister Josef Wörndl, den Mitgliedern des Orgelkomitees und einigen Schaulustigen. Für diese Gelegenheit war ein Buffet aufgebaut, es wurden Getränke gereicht und mit Champagner angestoßen. Der Bürgermeister trug hernach symbolisch die ersten Orgelpfeifen in die Kirche. Im Laufe des Nachmittags wurden dann alle Orgelteile auf die Empore gebracht.
Einweihungsfeierlichkeiten
Das neue Instrument konnte am 25. Juli 2018, zu Jakobi, seiner Bestimmung übergeben werden. Im Laufe eines Festgottesdienstes wurde sie von Weihbischof Hansjörg Hofer gesegnet, danach erklang sie das erste Mal mit dem C-Dur Präludium von Joh. Seb. Bach, BWV 545, gespielt von Roman Schmeißner. Umrahmt wurden die Feierlichkeiten vom sog. „Foast.Xang“, dirigiert von Barbara Brawisch-Ebner, und einem Bläserensemble des „Musikum Hof“ unter der Leitung von Lorenz Wagenhofer. Nach dem Schlusssegen hielten Matthias Klaushofer, Alois Linder, Josef Wörndl und Bernhard Hirscher Ansprachen, außerdem wurden verdienstvolle Personen geehrt und dem Weihbischof ein Geschenk überreicht, eine gerahmte Darstellung, die Martin Ainz gemalt hatte. Als letztes erklang die Fanfare "La Mantovana" von Lodovico Viadana für Bläser und Orgel. In den Wochen danach wurde die Orgel in einer Konzertreihe der Öffentlichkeit präsentiert.